Schlagwort: Meine Geschichte

  • Wie würde meine Biografie heissen?

    2–3 Minuten

    Gestern las ich einige Blogs zu dieser Frage, und nun stelle ich sie mir selbst: Welches Wort, welcher Satz, welches Bild könnte mein Leben einfangen? Ein Titel, der meine Geschichte erzählt, sie in wenige Worte fasst, ihr einen Rahmen gibt. „Die Narben meiner Eltern“ – ein Echo der Vergangenheit, das in meiner Gegenwart nachhallt. Oder vielleicht etwas mit einem Augenzwinkern? „Achterbahn ohne Sicherheitsbügel „– chaotisch, unberechenbar, aber doch irgendwie faszinierend?

    Doch wäre das gerecht? Wäre das alles?

    Bevor ich meine Selbstfindung und all die Themen hier im Blog anschneide, muss man mich vielleicht erst verstehen. Oder vielmehr: Ich muss es selbst verstehen. Wo ich herkomme. Warum ich so geworden bin, wie ich bin. Vielleicht nicht ihr, aber ich.


    Ein Haus aus Scherben

    Ich bin in einem Zuhause aufgewachsen, das keines war. Ein Käfig aus Lautstärke, aus Worten, die scharf wie Klingen waren. Die Luft vibrierte vor unausgesprochenem Schmerz, Wut zersprang wie Glas auf kaltem Boden. Ich hörte die Schreie meines Vaters, das Klirren einer Tasse, das Splittern einer unsichtbaren Grenze. Meine Schwester und ich, eng umschlungen auf der Treppe, Tränen als stumme Zeugen auf unseren Wangen.

    Und da war meine Mutter – einst meine Welt, mein Anker. Ich habe sie geliebt, wie nur ein Kind es kann. Ich klammerte mich an sie, zog Trost aus ihrer Nähe, sehnte mich nach jedem Blick, jedem Moment. Doch irgendwann riss etwas. Sie, die einst für mich kämpfte, wurde zur Gegnerin. Kontrolle wurde ihr Schutzschild, Strenge ihre Sprache. Die Löwin, die mich einst beschützte, sah mich nun mit fremden Augen an. Und ich stand verloren da.


    Tanz auf den Splittern

    Kennst du das Gefühl, nicht zu wissen, wohin du gehörst? Ich war jung, als ich mich in mir selbst verlor. Suchte nach Halt in der Nacht, in der Kälte, in den Schatten. Versteckte meine Angst hinter lautem Lachen, meine Wut hinter stillen Narben. Ich wollte anders sein, wollte verschwinden, wollte schreien – doch meine Stimme verhallte in den Fluren dieses Hauses, das kein Zuhause mehr war.

    Jeder ging seinen Weg – mein Vater in die Arbeit, meine Schwester ins Leben, meine Mutter in ihre eigene Welt. Und ich? Ich blieb zurück, gefangen in einem Labyrinth aus Schuldgefühlen, aus Fragen, die niemand beantwortete. War ich schuld? War ich zu viel? Oder einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort?


    Zwischen den Zeilen – Ein neuer Titel

    Doch wenn ich heute zurückblicke, sehe ich nicht nur Dunkelheit. Ich sehe das Mädchen, das trotz allem gelacht hat. Das immer noch lieben konnte, auch wenn es Angst hatte. Ich sehe den Mut, der sich in leisen Schritten zeigte – in Momenten, in denen ich mich für das Leben entschied. Für Hilfe, für Heilung, für mich selbst.

    Vielleicht ist mein Leben keine Geschichte von Narben, sondern eine von Wachstum. Vielleicht ist mein Titel nicht „Die Narben meiner Eltern„, sondern „Zwischen den Zeilen – Ein Leben voller Umwege, Narben, Liebe und Hoffnung.“

    Wie würde deine Biografie heissen?